François Joseph Gossec – Wegbereiter originaler Blasorchestermusik

François Joseph Gossec (17. Januar 1734 – 16. Februar 1829) ist einer der Komponisten, dem bei der Entstehung und Entwicklung der modernen Sinfonischen Blasmusik grosse Bedeutung zukommt.
Nachdem er mehr als dreissig Jahre der Aristokratie gedient hatte, wechselte er nach der Französischen Revolution 1789 innerhalb kurzer Zeit ins Lager der „Establishment – Gegner“. Als „offizieller Komponist der Republik“ schrieb Gossec „Revolutionsmusiken“: Märsche, Chöre, Hymnen, in denen er wirkungsvoll Chöre mit Bläsergruppen und Schlagzeug kombinierte.

Als Dirigent des Musikkorps der Nationalgarde half er mit, die neu gebildeten Blasorchesterbesetzungen zu gestalten und zu entwickeln. Als Direktor der freien Musikschule von Paris und Inspektor am Conservatoire Nationale von Paris, welches 1795 gegründet worden war, setze er sich engagiert für die Ausbildung von professionellen Bläsern, Komponisten und Dirigenten ein, um so die Bildung weiterer Blasorchester und geeigneter Literatur in ganz Frankreich zu ermöglichen und zu fördern.

Symphonie

pour musique militaire
Komponiert: ca. 1793/94

Dieses dreisätzige Werk steht in der Grundtonart F – Dur. Nur der letzte Satz, das Allegro steht sonderbarerweise in der Dominanttonart C – Dur. David Swanzy (Gossec’s „Symphonie Militaire“ (1793-1794) – A Choral Wind Symphony?, Journal of Band Research 1969) vertritt die Meinung, dass Gossecs „Choeur Patriotique“ dieser Symphonie als Finalsatz diente. Er meint weiter, dass die Sinfonie für das in der Feydeau – Strasse gegebene Konzert vom 30. Mai 1794 komponiert wurde. Dies war eine Aufführung der Studenten des Instituts (Musikschule von Paris).

Bearbeitung von Hans-Peter Blaser

In den 1970er – 90er-Jahren wurde das Werk häufig aufgeführt. Als junger Musiker habe ich mich immer darüber gewundert, wieso diese Komposition nicht „klassisch“ klingt, obwohl das Werk schon 1793, also in der Epoche der Klassik, komponiert worden ist. Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich mir die Originalstimmen bei der Bibliothèque nationale de France in Paris besorgt.
Eine Partitur zur „Symphonie“ gibt es nicht, da Gossec die Einzelstimmen direkt in ein Stimmenheft geschrieben hat. Dass er sehr schnell komponiert und geschrieben hat, ist daran zu erkennen, dass es zwischen den einzelnen Stimmen beträchtliche Unterschiede in Bezug auf Angaben zu Dynamik, Artikulation und zu Verzierungen gibt. Die Fragen zur Interpretation wurden offensichtlich während den Proben des Werkes besprochen und festgelegt. Gossec ging mit der Notation, ähnlich wie viele seiner Komponistenkollegen, recht sorglos um, und vertraute darauf, dass die Musiker wussten, wie diese Werke zu interpretieren sind.

Beim Studium dieser Originalstimmen fiel mir sofort auf, wo die Unterschiede zwischen dem Arrangement von Jan Molenaar und dem Original liegen. Der Bearbeiter hat aus Gründen der technischen Realisierbarkeit die Tonart des ersten und dritten Satzes nach B-Dur transponiert und anstelle des alla breve Taktes einen 4/4tel-Takt gesetzt. Das hatte zur Folge, dass meist zu langsame Tempi gewählt wurden. Diese Erkenntnisse haben mich dazu motiviert, das Werk anhand der Originalstimmen für modernes Blasorchester so zu bearbeiten, dass der Klang der Originalfassung möglichst entspricht.

Originalbesetzung:

Originalbesetzung - Gossec-Symphonie

Beispiel der Originalinstrumentation:

  • 2 kleine Flöten
  • 2 Oboen
  • 2 Klarinetten
  • 2 Fagotte
  • 2 Hörner
  • 2 Trompeten
  • 2 Pauken

[dt_gap height=“10″ /]Bearbeitung für Blasorchester:

Gossec-Symphonie-PartiturBei der Bearbeitung wurden die Originalstimmen weitestgehend beibehalten. Die Funktion der zweiten kleinen Flöte (Piccolo) wurde teilweise der 1. Flöte übertragen. Die Original Ton- und Taktarten wurden beibehalten.

Eine Aufführung dieser Symphonie lohnt sich auch aus Sicht der Orchesterschulung (Band Coaching). Erfordert doch die Interpretation klassischer Werke eine sehr leichte, präzise, feinfühlige und transparente Spielweise.
Vor allem macht es aber Spass diese kurze und lebendige Symphonie aufzuführen und zu hören.

Eine Demopartitur der Symphonie pour musique militaire von François Joseph Gossec können Sie über folgenden Link herunter laden: Gossec Symphonie – Demopartitur

Symphonie pour musique militaire im Band Coaching-Shop: Symphonie von F.J. Gossec

Blasorchesterbesetzungen nach der französischen Revolution

Am Tag als die Bastille fiel, bezeichnete der Begriff „Harmoniemusik“ die typisch klassische Bläserbesetzung mit 8 – 12 Instrumentalisten. Ein Jahr nach der Revolution verfügte die Nationalgarde bereits über ein ständiges Blasorchester mit 45 Spielern. Bei den Umwälzungen und Veränderungen in der Verwaltung nach der Revolution gingen viele Dokumente verloren. Deshalb kann nicht genau nachgewiesen werden, wann und wie der Ausbau der Besetzung vorgenommen wurde. Zeitungsberichten ist aber zu entnehmen, dass die Nationalgarde-Musik bei verschiedenen wichtigen Veranstaltungen aufgetreten ist. Grundprinzip der Vergrösserung der Besetzung war die chorische Besetzung der Register, besonders der Klarinetten.
Zu den Aufgaben des Musikkorps der Nationalgarde zählte die Mitwirkung bei Gedenkfeiern und politischen Kundgebungen. Einer der ersten wichtigen Gedenktage war der 14. Juli 1790, der Jahrestag der Revolution. Die begeisterte Aufnahme dieser Veranstaltung durch das Volk überraschte alle Planer dieses Anlasses. Von diesem Tag an erhielt das Blasorchester einen neuen, höheren Stellenwert. Die Möglichkeit mit diesem Medium die Massen zu erreichen und zu begeistern wurde von den Politikern erkannt und reichlich genutzt.

Erhältlich ist die Symphonie pour musique militaire unter folgendem Link oder beim Musikfachhändler Ihrer Wahl:

Symphonie pour musique militaire von F.J. Gossec

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