Braucht es diese Theorie wirklich?

Diese und ähnliche Fragen werden mir anlässlich von Band Coaching Workshops immer wieder gestellt. Meines Erachtens ist ein gewisses Mass an Kenntnissen der Akustik, der Instrumentenkunde und der Musiktheorie (Harmonielehre, Formenlehre, usw.) unumgänglich, um ein Ensemble erfolgreich leiten zu können. Aus vielen Gesprächen mit Dirigentinnen und Dirigenten habe ich erfahren, dass sie oft nicht genau wissen, wie sie vorgehen sollen, um ein Ensemble zum Stimmen zu bringen.

Kennt man die wesentlichen theoretischen Aspekte zu Stimmungssystemen und zur Instrumentenkunde, so ist es möglich, Probleme viel schneller zu lokalisieren und wirkungsvolle Methoden zu wählen, welche schnell zum Ziel führen. Dafür sind die Musikerinnen und Musiker sehr empfänglich und dankbar.

Und es braucht sie doch – die Theorie!

Im Hinblick auf das reine Intonieren werden an alle Musikerinnen und Musiker, nicht bloss an die Blasmusiker, hohe Anforderungen gestellt. Das deshalb, weil wir uns immer im Spannungsfeld zwischen der reinen Stimmung (Gehör, Natur, Obertonreihe) und der gleichstufig temperierten Stimmung bewegen müssen. Das Verständnis für diese Problematik und das Wissen um die Unterschiede der beiden Stimmungssysteme ist bei der Probenarbeit, ja bereits beim Partiturstudium sehr hilfreich. Es hilft den Dirigentinnen und Dirigenten zu erkennen, welche Töne hoch, welche tief und welche temperiert intoniert werden. Dank diesem Wissen, können Intonationsprobleme während den Proben wesentlich schneller behoben werden.

Als Dirigentinnen und Dirigenten sollten wir nicht bloss die Eigenheiten unseres Blasinstrumentes genau kennen. Es lohnt sich, die Eigenheiten und Intonationstendenzen aller Instrumente, welche im Blasorchester eingesetzt werden, möglichst gut zu kennen. Vielleicht werden Sie sich fragen, wozu das gut sein soll.

Dazu zwei Beispiele:

F-Dur Dreiklang in Klarinetten

Intonation des a‘ der Klarinette

Im Durdreiklang wird die grosse Terz tief intoniert (-14 Cent). Haben zum Beispiel die 2. oder 3. Klarinetten das a‘ im F-Dur-Dreiklang zu spielen, so weiss ich bereits beim Partiturstudium, dass dieser Ton wahrscheinlich viel zu hoch erklingen wird. Ich kann während der Probe folglich meine Aufmerksamkeit sehr bewusst auf die Intonation dieser Terz richten und bei Bedarf Anweisungen erteilen, wie der Ton korrigiert werden kann. Das erspart mir eine lange Suche und trägt viel zu einer interessanten Probengestaltung bei.

Wenn ich dann noch weiss, wie bei der Klarinette die Intonation korrigiert werden kann, so ist es mir möglich, zielgerichtete Anleitungen zu geben. Dafür sind die Musikerinnen und Musiker in der Regel sehr empfänglich. In dem Fall des a‘ der Klarinette kann der Ton tiefer intoniert werden, indem die Grifflöcher und Klappen der rechten Hand geschlossen werden. Das führt dazu, dass der Ton voller und tiefer klingt. Möglicherweise muss über den Ansatz noch nachkorrigiert werden.

Korrektrumoeglichkeiten der Klarinette

3 Korrektrumoeglichkeiten der Klarinette

Jede Instrumentengruppe reagiert unterschiedlich auf die verschiedenen Dynamikstufen. Besonders anspruchsvoll ist die Ausführung von Schwelldynamik. Die Intonation von Klarinetten und Saxophonen ist beim leisen Spiel in der Regel hoch, während sie bei allen anderen Instrumentengruppen eher tief ist. Diese Differenzen müssen meist über den Ansatz ausgeglichen werden. Ist ein crescendo während vier Takten aufgebaut werden, so müssen alle Spielerinnen und Spieler darauf achten, die Intonation zu halten. Das ist sehr anspruchsvoll und bedingt ein zielgerichtetes Training.

 

 

Schwelldynamik

Schwelldynamik: Übung aus Band Coaching Band 3

Leises Spiel: Klarinetten und Saxophone intonieren tendenziell hoch, die übrigen Blasinstrumente tief.

Lautes Spiel: Klarinetten und Saxophone intonieren tendenzeill tief, die übrigen Blasinstrumente hoch.

Theorie muss nicht trocken und schwierig sein. Sobald der Praxisbezug gegeben ist, sind die Dirigentinnen und Dirigenten bereit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Denn schliesslich hilft ihnen dieses Wissen, sich bei ihrer Arbeit sicherer zu fühlen. Und das ist sehr hilfreich und wertvoll.

In den Band Coaching-Ausgaben habe ich die Informationen zur Theorie auf ein Minimum reduziert. Es werden die Themenbereiche, welche für das Verständnis des reinen Intonierens und der Instrumentenkunde unumgänglich sind, behandelt. Diese Informationen sind so einfach und übersichtlich als möglich formuliert, und der Praxisbezug ist immer gegeben. Die Theorie wird mit vielen Illustrationen verdeutlicht, was das Verständis erleichtert.

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1 Kommentar

  1. Pingback: Hör mal! - Individuelles Intonationstraining - Band Coaching-Blog

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